Franz Molnár

MOLNAR Ferenc –Ein Leben in Leidenschaft

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Ferenc Molnár, eigentlich Ferenc Neumann, wurde am 12.01.1878 als Sohn eines jüdischen Chirurgen in Budapest geboren. Auf Wunsch seiner Familie begann er zunächst an der Budapester Universität und später in Genf Rechtswissenschaften zu studieren.

Doch anstelle lesend über juristische Fachliteratur gebeugt, traf man den jungen Ferenc schreibend am Kaffeehaustisch an. Er erreichte schnell jenes Ziel, das er bis zu diesem Zeitpunkt erlangen wollte: Er wurde Journalist. So berichtete der gerade Zwanzigjährige etwa über den Prozess gegen Luigi Lucheni, den Mörder der österreichischen Kaiserin Elisabeth.

Gegen den Willen seiner Familie gab er sein Studi- um auf und kehrte nach Budapest zurück, wo kurz darauf sein erster Fortsetzungsroman in einer Zeitung erschien. Fortan nannte er sich Molnár. Der Journalismus blieb nicht seine einzige Leidenschaft. 1902 entdeckte er die Liebe zum Theater und schrieb sein erstes Bühnenwerk „Der Herr Verteidiger“.

Auch der Damenwelt war Molnár alles andere als ab- geneigt. 1906 heiratete er zum ersten Mal: die Tochter seines damaligen Chefredakteurs, mit der er eine Tochter hatte. Die Verbindung hielt kaum ein Jahr, wobei angeblich gewalttätige Auseinandersetzungen des Ehepaares auf der Tagesordnung standen. Schon kurz nach der Trennung ging Molnár ein Verhältnis mit der verheirateten Irén Varsányi ein, Ungarns bekanntester Künstlerin, und schrieb das Stück „Der Teufel“. Pikanter Weise wurde darin eine Schauspielerin aufgefordert ihren tödlich langwei- ligen Ehemann zu verlassen. Das Stück wurde zwar weltweit zu einem Riesenerfolg, bescherte Molnár allerdings auch ein Duell mit dem betrogenen Ehemann sowie eine kurze Gefängnisstrafe. Dennoch wurde dieses Jahr zur Sternstunde des jungen Molnár, denn sein Roman „Die Jungen in der Pálgasse (Paulgasse)“, wurde von Lesern und Kritikern gleichermaßen hymnisch aufgenommen.

Mit Österreich verband Molnár eine tiefe Beziehung: In Wien fanden alle deutschen Erstaufführungen seiner Stücke statt, und hier fand er auch im Schriftsteller Alfred Polgar einen kongenialen Übersetzer und Bearbeiter seiner Werke. So geriet beispielsweise die ungarische Uraufführung von „Liliom“ 1909 zu einem handfesten Skandal. Die Zuseher verließen reihenweise das Theater. Erst in der Bearbeitung Polgars, die 1913 im alten Josefstädter Theater aufgeführt wurde, eroberte das Stück die Bühnen und wurde schließlich zu Molnars größtem und nachhaltigstem Erfolg.

Wiewohl beruflich vom Erfolg verwöhnt, gestaltete sich sein Privatleben weiterhin schwierig. Die stadtbekannte Affäre mit Irén Varsányi bot den Gazetten hinreichend Stoff für Klatsch und Tratsch. Als das ohnehin komplizierte Verhältnis allerdings ein abruptes Ende nahm, verfiel Molnár in schwere Depressionen, die schließlich in einem Selbstmordver- such gipfelten. Doch er erholte sich schnell, begann rasch wieder zu schreiben, und erreichte innerhalb von vier Jahren das unglaubliche Arbeitspensum von vier Bänden mit Essays und Feuilletons, und mehr als 30 Übersetzungen französischer Theaterstücke.

Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, entschloss sich Molnár zu seinem früheren Beruf als Journalist zurückzukehren und arbeitete in der österreichisch-ungarischen Armee als Kriegsberichterstatter. Seine Berichte von der Front wurden u.a. auch in London und in der New York Times veröffentlicht. Nach Kriegsende wurde er als Franz Molnar zum Staatsbürger der neuen Republik. Auch während der ungarischen Oktoberrevolution von 1918 arbei- tete Molnar als Journalist. Während der Gegenrevo- lution verließ er Ungarn und kehrte erst 1920, zur Uraufführung seines Stücks „Der Schwan“, nach Budapest zurück.
1922 heiratete er die ungarische Tänzerin Sári Fedák. Doch auch dieser Ehe war keine lange Dauer beschieden. Finanziell hingegen war Molnar hinreichend abgesichert. In den Zwanziger Jahren wurde die Höhe seines Einkommens mit mehr als einer Million US-Dollar kolportiert.
1925 ging Molnár nach Wien, ließ sich von Sári Fedak scheiden und heiratete die um 24 Jahre jüngere Lili Darvas, ein Mitglied der Theatertruppe Max Reinhardts. Ihre erste gemeinsame Produktion als junges Ehepaar war „Spiel im Schloss“, dessen Welturaufführung 1926 in New York zu einem Triumph wurde und 326 Mal en suite gespielt wurde.
Auch die Verbindung mit seiner dritten Frau sollte nicht halten. Die Trennung erfolgte allerdings in aller Freundschaft und die Ehe wurde nie geschieden. 1932 lernte Molnar Wanda Bartha kennen, die schließlich seine Sekretärin, Reisegefährtin und langjährige Vertraute wurde. 1937 flohen beide vor den Nationalsozialisten zunächst in die Schweiz und 1940 nach New York. Doch was sein Schaffen betraf, wollte ihm im Exil der Anschluss an frühere Erfolge nicht mehr gelingen. Sein Ruhm blieb zwar durch altbekannte Stücke gewahrt, die weiterhin in Serie aufgeführt wurden, doch keinem seiner neueren Werke gelang die Aufnahme ins internationale Repertoire. In diesen Jahren begann auch die Zeit seiner schweren Depression, die sich bis zur Vereinsamung steigerte. Nichts erinnerte mehr an den humorvollen Weltliteraten, den er so viele Jahre dargestellt hatte. Als Wanda Bartha im August 1949 plötzlich verstarb, verließ Molnar endgültig jeder Lebenswille. Er schrieb: „Ich hatte nur ein winziges Licht, das mich führte. Eine Stütze, einen Freund, einen Ratgeber, einen Helden, und das warst du.“ Gerüchte über einen angeblichen Selbstmord Wanda Barthas wurden von Molnar und seinen Weggefährten stets dementiert.

Um Trost zu finden, stürzte sich Molnar verstärkt in seine Arbeit. Doch den vielen schriftstellerischen Versuchen sollte kein Gelingen mehr beschieden sein. Molnar verstarb am 01. April 1952 während einer Operation im Mount Sinai Hospital.

Franz Molnar schrieb über 40 Bühnenstücke, darunter „Liliom“, „Der Schwan“, „Spiel im Schloss“ und „Olympia“.

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